Samstag, 13. Juni 2009

Ranking von Wikipedia

Ein immer wieder viel diskutiertes Thema sind die guten Platzierungen der „Content-Schmiede“ Wikipedia. Jeder User kann dort zu allen Themen Inhalte einstellen und Inhalte anderer Autoren verbessern bzw. verändern. Im Laufe der Zeit ist so – alleine durch die Arbeit der User - eine gewaltige Wissensdatenbank gewachsen.

Und so taucht, zumindest gefühlt, bei fast jeder Suchanfrage über die Internetsuchmaschine Google mindestens ein Ergebnis mit Verweis auf Wikipedia auf.

Um das Phänomen der guten Platzierungen genauer untersuchen zu können, habe ich mal 500 Ergebnislisten aus allen Themenbereichen auf Wikipedia Platzierungen hin überprüft.

Die Statistik zeigt ein deutliches Ergebnis. Gerade auf den vorderen Plätzen rankt Wikipedia erstaunlich gut, auf den hinteren Plätzen fallen die Prozentzahlen etwas ab.

Um die Macht nochmals zu verdeutlichen, habe ich einige Wahrscheinlichkeiten nochmals zusammengefasst. So ist die Wahrscheinlichkeit, dass man Wikipedia auf Position eins oder zwei findet, schon bei über 40 Prozent. Insgesamt liegt die Wahrscheinlichkeit, ein Verweis auf Wikipedia in den Ergebnislisten zu finden, bei weit über 60 Prozent.

In der Statistik ist keine andere Webseite zu finden, die ein ähnliches Phänomen aufweist. Wikipedia scheint hier im Moment nicht nur Platzhirsch zu sein, sondern völliger Alleinunterhalter.

Doch warum ist das eigentlich so, wieso rankt Wikipedia so gut?

Guter Inhalt: Um überhaupt unter einem Keyword ranken zu können, ist es natürlich erstmal wichtig, überhaupt Inhalt zum passenden Keyword bzw. Thema zu bieten. Durch eine extrem hohe Abdeckung von sehr vielen Themenbereichen, erfüllt Wikipedia den quantitativen Faktor für „guten Inhalt“ nahezu perfekt.

Den qualitativen Faktor zu bewerten, ist schon sehr viel schwieriger. Zum Einen dadurch, dass jeder Einträge zu allen Themen erstellen kann und zum Anderen durch die leichte Manipulierbarkeit der Einträge, sind immer wieder einige Einträge fehlerhaft. Nicht nur aus diesen Gründen taugt Wikipedia nicht als wissenschaftliche Quelle. Andererseits ist es jedoch so, dass sich auch immer wieder auf anderen Internetseiten falsche Aussagen finden.

Im Schnitt gesehen, dürfte sich dieses Phönomen jedoch relativieren, sodass man insgesamt von einer sehr hohen Qualität sprechen kann.

Eine weitere große Rolle spielt sicherlich auch das Benutzerverhalten. Wikipedia liefert oft genau die Ergebnisse, die man gerade sucht. In der täglichen Arbeit sind schlanke und gut lesbare Definitionen gesucht. Diese bietet Wikipedia zu fast jedem Thema.

Aus den genannten Gründen dürfte die Absprungrate recht niedrig, die Verweildauer dagegen jedoch in einem angemessen Maß sein.

Eingehende Links: Wikipedia verfügt über eine extrem große Masse eingehender Links von den unterschiedlichsten Webseiten. Im Vergleich zu anderen Seiten mit vielen eingehenden Links, lässt sich zusätzlich von einer sehr hohen Qualität sprechen. Viele Webmaster linken von themenrelevanten Seiten mit passendem Linktext und auf die passende Unterseite zu Wikipedia.

Des Weiteren dürften täglich dutzende von Links hinzukommen. Viele Webmaster betrachten Wikipedia als neutral und sehen das Projekt nicht als Konkurrenz. Immerhin ist Wikipedia als Stiftung nicht berechtigt, Werbung zu schalten oder Gewinne aus sonstiger Monetarisierung des Projekts zu generieren. Dies führt zu einer hohen Bereitschaft bei Webmastern, freiwillig Links auf Wikipedia zu setzen.

Auch wenn Wikipedia ausgehende Links Nofollow-Attribut versieht, glauben einige Webmaster immer noch, Links aus Wikipedia würden die eigene Intersetseite stärken. Durch die Veränderbarkeit für jedermann, ist es ein Leichtest, sich themenrelevante Links aus Wikipedia zu besorgen. Im Gegenzug steigt die Bereitschaft, auch einen Link auf Wikipedia zu setzen.

Interne Verlinkung: Wikipedia verfügt über eine sehr gute interne Verlinkung. Viele Artikel nehmen Bezug aufeinander und verlinken sich gegenseitig.

Aktualität: Wikipedia ist extrem aktuell. Durch die vielen Benutzer, die sich an dem Projekt beteiligen, gelingt es, nahezu alle Beiträge auf dem aktuellen Stand zu halten und nicht versanden zu lassen.

Altersfaktor: Auch der Altersfaktor von Wikipedia dürfte eine wichtige Rolle spielen. Gegründet wurde Wikipedia bereits im Januar 2001. Im Laufe der Zeit ist das Projekt stetig gewachsen und stets seriös geblieben.

Fazit: Vermutlichen lassen sich noch viele weitere Gründe finden, warum Wikipedia zu gut rankt. Viele davon entstammen auch immer wieder der Gerüchteküche.

Insgesamt denke ich aber, die wichtigsten Faktoren aufgezeigt und erklärt zu haben.

Auch wenn gerade darüber diskutiert wird, Wikipedia zu schließen und nicht mehr für jeden editierbar zu machen, denke ich langfristig an zunehmend starke Platzierungen von Wikipedia. Viele Webmaster linken nach wie vor auf Wikipedia, ohne sich Gedanken über die Folgen zu machen.

Durch den guten Inhalt und die vielen freiwilligen eingehenden Links sind die Platzierungen natürlich auch irgendwo verdient. Google sollte nur aufpassen, sich nicht selbst überflüssig zu machen.

1 Kommentar:

  1. Danke für den hilfreichen Artikel! Hatte mich gerade die Tage geärgert, weil die den Link zu meiner Website gelöscht haben (Meine Website beschäftigt sich natürlich mit dem entsprechenden Thema). Klar hatte ich im Hinterkopf etwas Werbung für meine Seite zu machen aber vor allem, die relativ neue Seite durch den Link bei Google zu pushen. Wußte nicht, dass Wikipedia das no-follow-tag bei Links einsetzt. In dem Fall ist es nicht ganz so schlimm. Finde aber trotzdem die Link-Politik bei denen etwas seltsam (keine Blogs, keine inoffizielle Seiten, da diese angeblich keinen Mehrwert bringen würden).

    Am letzten Satz Deines Beitrags ist - denke ich mal - viel Wahres dran. Sicherlich wird das nicht passieren, aber ich merke selber, dass man meistens mit dem Wikipedia-Beitrag in der Regel die Informationen findet, die man gesucht hat und die Suchmaschine nicht mehr bemüht.

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